Peking, Katar – da müssen wir jetzt durch

Die European Championships in München begeistern gerade alle. Die Münchnerinnen und Münchner, das Publikum am Fernseher, die Politikerinnen und Politiker und natürlich um die es hauptsächlich geht: die Sportlerinnen und Sportler.

München zeigt der Welt eins ums andere Mal, wie Olympia-Sportstätten nachhaltig betrieben werden können. Der Olympiapark gehörte und gehört zur Stadt, wie die Frauenkirche. Und der Olympiapark aus München hat auch was tragisches an sich. Seit 1972 fanden keine Olympischen Spiele mehr in Deutschland statt. Etliche Bewerbungen scheiterten, viele schon, bevor überhaupt final vom IOC entschieden wurde. Die Bevölkerung stellte sich meistens erfolgreich auf die Hinterfüße. Und das vollkommen zu Recht.

Denn das IOC hat ähnlich wie die FIFA die Realität aus den Augen verloren. Es soll ein Hochglanzprodukt geliefert werden, alles andere drumherum ist herzlich egal. Eingesperrte Uiguren in China sind den Funktionären genauso egal wie die fehlende Meinungs- und Pressefreiheit. Die IOC-Hosenanzug-Träger glauben immer noch, das Sport ein Land demokratischer machen kann. Die Fußball-WM 1978 in Argentinien, sorgte jedenfalls nicht dafür, dass die Militär-Diktatur sich dachte: ey cool die WM hat uns überzeugt, wir regieren jetzt Argentinien demokratisch.

Verrat am Fußball, das schrieb Catenaccio07 ganz richtig, hat die FIFA mit ihrer Vergabe an Katar betrieben. Es gab schon viele kontroverse WM-Vergaben (Brasilien 2014 und Russland 2018 und viele mehr). Aber Katar war der Gipfel der unbändigen Geldgier. Abgesehen davon, was zur Hölle soll eine Fußball-WM in Katar?!

Bei der bockstarken Reportage von Felix Neureuther für die ARD (Januar 2022) über Olympia, sagte ein IOC-Funktionär: „Felix, warum nicht großzügig sein? Die Spiele gehören nicht nur denen, die sie schon mal ausgerichtet haben.“ Das ist korrekt. Aber ist immer noch ein Unterschied ob ich die Spiele nach China oder England vergebe, oder die WM nach Australien oder Katar.

Das Länder aber sehr wohl Widerstand leisten, sieht man deutlich bei den Olympia-Vergaben 2024 und 2028. Paris und Los Angeles einigten sich gegenseitig, wer wann an der Reihe ist. Mehr Bewerber gab es schlichtweg nicht. Jetzt hat das IOC den Modus geändert und spricht sozusagen direkt mit möglichen Städten. Das macht das Bewerbungsverfahren nicht zwingend transparenter. Rhein/Ruhr wollte mit einem „Cluster-Konzept“ sich bewerben, am Ende bekam Brisbane den Zuschlag. Nur wusste in der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen wohl keiner Bescheid. Blöd gelaufen.

Die Fußball-WM oder Olympia können ein Konjunkturprogramm sein. In welchen Betonschüsseln würden wohl unsere Bundes- und Zweitligisten noch kegeln, hätte 2000 die FIFA Deutschland nicht den Zuschlag gegeben? Olympia wertete in London ein ganzes Wohnviertel extrem auf, außerdem wurden die Wohnungen des Olympisches Dorf verkauft. Das Stadion wird heute von West Ham United genutzt. Etliche Sportstätten wurden zeitlich begrenzt aufgebaut. Ähnlich wie jetzt am Königsplatz in München oder wie es in Paris 2024 bei den Sommerspielen geplant ist.

Olympia in Peking haben wir überstanden, jetzt müssen wir noch die WM in Katar vorüberziehen lassen. Der Ausblick ist positiver. Olympia 2024 in Paris, Fußball-EM in Deutschland, WM 2026 in Mexiko, den USA und Kanada, Winterspiele 2026 in Mailand / Cortina.

Vielleicht, erleben wir wieder öfters Turniere und Olympische Spiele in demokratischen, entwicklungsfähigen und sportbegeisterten Ländern. Dafür müssen sich die FIFA und das IOC noch weiter bewegen und sich verändern.

Wie es gehen kann haben schon diverse Sportveranstaltungen gezeigt. Aber die Liste von Veranstaltungen die Länder finanziell ruinierten ist ebenso lang.

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