Über das 5:0 gegen Nürnberg werde ich kaum Worte verlieren. Darüber wurde genug getweetet und geschrieben. Der Blick geht schon wieder nach vorne, Richtung: Sandhausen-Spiel.
Interessant waren vor allem zwei Personalien, die gegen Nürnberg nicht auf dem Platz standen: Stefan Kutschke und Marcel Gaus. Beide fehlten und fehlten dennoch nicht. Denn der FCI-Express rollte. Das Offensivspiel der Schanzer war schnell, flach, direkt und vorne fielen die Tore. Die Offensivkräfte bekamen ihre Leichtigkeit zurück.
Wenn die Spieler Pick, Röhl, Bilbija und Ayensa weiter so spielen, haben es Kutschke und Gaus richtig schwer wieder zurück in die Startelf zurückzukehren. Und mit seinem Jokertreffer gegen Nürnberg sammelt Jalmir Sulejmani fleißig Argumente für einen Startelf-Einsatz.
Für Rüdiger Rehm wird jedenfalls leicht beiden Spielern diese Konsequenz zu vermitteln. Denn Rüdiger Rehm verfügt mittlerweile über Alternativen und Qualität. Er kann einen Konkurrenzkampf befeuern. Dieser trägt auch bereits die ersten Früchte.
Auf persönliche Befindlichkeiten kann jetzt keine Rücksicht mehr genommen werden. Es zählt nur noch eins: das Erreichen des Klassenerhalt, egal wie.
Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft. Und spielen sollten diejenigen Spieler, bei denen die Aussicht am Größten ist, dass sie den FCI zu Punkten verhelfen.
Nachdem Debakel in Darmstadt hat unser FCI den ersten Punkt in der 2. Bundesliga eingefahren. Gegen Nürnberg zeigte sich vor allem der neu formierte Defensiv-Verbund gefestigt. Ein Fundament auf das man für die kommenden Spiele bauen kann.
Nils Röseler und Nico Antontisch durften von Beginn an ran. Während Thomas Keller und Maximilian Neuberger auf der Bank saßen. Zusammen mit Dennis Linsmayer auf der Sechs stabilisierten sich die Abwehr erheblich. Linsmayer war es mit seinem Geistesblitz, der den FCI vor einem Rückstand bewahrte. Die Defensive wirkte sicherer und routinierter. Das ging dem Club gehörig auf den Nerven, der trotz guter Besetzung in der Offensive viele Antworten schuldig blieb.
Alle Fotos: Roland Geier
Vorne ging der FCI dagegen wenig Risiko bzw. hatte auch wenig Ideen. Denn die langen Bälle verpufften nahezu alle. Einzig Filip Bilbija hat mit seinem präzisen Schuss eine Großchance für die Schanzer. Doch trotzdem können wir mit dem 0:0 gut leben. Nach dem Debakel war das die richtige Antwort. Nur vorne gibt es noch genügend Arbeit für den FCI. Ob personell hier noch nachgelegt wird, wollte Malte Metzelder nicht konkret beantworten. Er sprach nachdem Spiel lediglich davon, dass die Sportliche Leitung weiter den Markt sondiere und seine Aufgaben erfülle, genauso wie die Mannschaft. Das letzte Wort scheint noch nicht gesprochen zu sein.
Der Punktgewinn gegen Nürnberg war ein erster Schritt. Gegen Sandhausen am Freitag wartet dann die nächste schwere Aufgabe.
Am Sonntag trifft der FCI zuhause auf den 1. FC Nürnberg. Sechsmal trafen beide Teams in der 2. Bundesliga aufeinander. In der Relegation bescherte der Club, dem FCI durch einen Last-Second-Treffer ein weiteres Drittliga-Jahr. Einmal spielten beide Teams im DFB-Pokal gegeneinander.
Ein Lieblingsgegner ist der Club gewiss nicht. Der achtmalige Deutsche Meister ging in acht Zweitliga-Partien, dreimal als Sieger hervor. Zweimal trennten sich beide Teams Remis. Einmal gewannen die Schanzer.
Ich blicke auf einige Partien gegen den 1. FC Nürnberg zurück.
Der Aufsteiger zweimal chancenlos
In der Zweitliga-Premieren-Saison 2008/2009 verlor der FCI zuhause im ESV-Stadion mit 3:0. Nachdem der FCI den Aufstiegsfavoriten SC Freiburg zuhause mit 4:0 schlug und Mainz 3:0, ging das Team von Thorsten Fink mit breiter Brust ins Spiel. Doch das Eigentor von Markus Karl und die Treffer von Boakye und Engelhardt sorgten für klaren Sieg der Franken.
Am 30. Spieltag standen die Schanzer bereits mit dem Rücken zur Wand. Sieben Punkte Rückstand hatte das Team, dass mittlerweile von Horst „Opa“ Köppel betreut wurde auf den Tabellen-15. TuS Koblenz. Auf den Relegationsplatz waren es fünf Punkte. Vidosic besorgte in der 23. Spielminute die Führung, die bis zum Abpfiff Bestand haben sollte.
Nach zwei Niederlagen gegen Rot-Weiss Ahlen (0:2) und St. Pauli (0:1) stand der direkte Wiederaufstieg fest. Der FCI gewann in der Rückrunde genau eine Partie. Am letzten Spieltag gegen TuS Koblenz mit 4:0. Das Abenteuer 2. Liga endete im ersten Jahr.
Der Club stieg nach zwei Siegen (3:0, 2:0) in der Relegation gegen Energie Cottbus ins Oberhaus auf.
In gelben Ausweichtrikots kann der FCI in Nürnberg nicht gewinnen. Am Ende stehen in dieser Saison: zwei Niederlagen gegen den FCN und der Abstieg.
Der Club läutet die Zwei-Spiele-Wartezeit ein
Ausverkauftes Haus und die Schanzer waren kurz vor dem Meisterstück. Der Aufstieg war zum Greifen nahe, wurde aber weiter vertagt. Denn der FCN dachte nicht daran, die Schanzer ziehen zu lassen. Nach einem Eigentor von Javier Pinola war der FCI in Front. Flum glich zwei Minuten nach der Führung der Schanzer zum 1:1 aus (72.).
Den Matchball zum Aufstieg vergab der FCI in Bochum und tütete damit am vorletzten Spieltag gegen Leipzig den Aufstieg und die Zweitligameisterschaft ein.
Als Absteiger spielte der FCI eine gute Rolle in der Hinrunde der Saison 2017/2018. Die Schanzer von Stefan Leitl reisten als Siebter zum Dritten Nürnberg. Stefan Kutschke und Dario Lezcano erzielten die beiden FCI-Treffer, während Kevin Möhwald in der 36. Minute zum zwischenzeitlichen 1:1 traf. Der Treffer von Lezcano fiel per Foulelfmeter, nachdem Torwart Kirschbaum sich den Ball zu weit vorlegte und Lezcano abräumte. Der FCI gewann damit zum ersten und bis heute einzigem Mal in der 2. Bundesliga gegen Nürnberg.
Die Schanzer beendeten die Hinrunde als Fünfter mit sechs Punkten Rückstand auf den Dritten Düsseldorf. Am Ende landeten die Schanzer auf Platz 9 mit 45 Punkten und fünf Punkten Vorsprung auf den 16. Platz. Ob die Verantwortlichen jetzt eine gute Rolle spielen wollten, die Klasse halten wollten oder wieder aufsteigen wollten, ist nicht überliefert. Denn die Verantwortlichen änderten mehrfach das Saisonziel. Was wahrscheinlich auch irgendwie dazu führte, dass Unruhe ins Umfeld kam und die Erwartungshaltung zwischenzeitlich sehr groß war.
Im DFB-Pokal kämpfte der FCI aufopferungsvoll gegen den Club. Vor allem die „jungen Wilden“ um Thomas Keller, Maximilian Thalhammer, Patrick Sussek und Filip Bilbija zeigten ihr Können. Doch am Ende schlug der Club mit Dovedan in der 88. Minute zu. Der FCI war raus, aber mit viel Applaus. Es war ein toller Pokalfight vor 14.348 Zuschauern im Sportpark.
In der Relegation ging nach einer grottenschlechten und beschämenden Leistung der FCI mit einer 2:0-Hypothek ins Rückspiel. Klar war, bei einem Tor für den FCN ist der FCI sowieso fast weg vom Fenster. Drei Standards durch Kutschke, Schröck und Krauße drehten die Partie komplett auf den Kopf. Die Schanzer waren dem Wunder so nah. Doch in der Nachspielzeit erzielte Schleusener den goldenen Auswärtstreffer für den FCI. Wieder scheiterte der FCI aufgrund der Auswärtstorregel in der Relegation. Der Club bescherte dem FCI ein weiteres Drittliga-Jahr. Unsportlich präsentierten sich dagegen einige Spieler der Schanzer, Stefan Kutschke hatte Lust auf Streit auf dem Platz nachdem Abpfiff und Tomas Oral machte den Schiedsrichter für das Scheitern verantwortlich.
Das Drama in der Relegation war zugleich das letzte Pflichtspiel, das beide Teams gegeneinander bestritten. Nun ist der FCI wieder zurück in der 2. Liga und hat Bock auf eine Revanche.
Im vergangenen Jahr trafen die Schanzer und der Club im Sportpark in der 1. Hauptrunde des DFB-Pokal aufeinander. Es war ein großes Fußballfest. Spät siegten damals die Nürnberger. Damals hätte keiner ernsthaft daran gedacht, dass in der Relegation sich Nürnberg und die Schanzer wieder begegnen. Vor allem das Rückspiel war ein Drama das seinesgleichen sucht. Zusammen mit Frank vom „Clubgeflüster“ durchlebe ich die Relegation nochmal. Ganz nachdem Motto: In den Farben getrennt, in der Sache vereint.
Wie geht es Euch ein paar Tage nach diesem Relegationsdrama? Blutdruck und Puls wieder normal?
Max: Am Montag war ich immer noch angefressen. Deswegen möchte ich mich bei meinen Kollegen entschuldigen. Viele Personen haben mit mir gesprochen und es ebenfalls als extrem bitter empfunden. Das war nett. Aber mittlerweile habe ich mich damit arrangiert, dass wir weiter drittklassig sind. Aber bis dieses Saisonende komplett verdaut ist, wird es noch dauern.
Frank: Am Sonntag war ich noch total aufgekratzt, am Montag euphorisch überdreht und inzwischen ist wieder alles im vernünftigen Rahmen. Glaub ich.
Wie habt Ihr die letzten Sekunden der Nachspielzeit erlebt?
Max: Ich war nicht entspannt auf der Couch gelegen, aber ich war schon recht siegessicher. Das verrückte war, ich habe das Spiel auf DAZN geschaut und habe von einem Darmstadt-Fan eine Nachricht mit „Oh man“ erhalten. Ich dachte mir: Wieso denn das? Fand er das Spiel einfach gut? Und durch die Zeitverzögerung zwischen Stream und ZDF-Live-TV-Bild habe ich dann schon gemerkt, wieso er das geschrieben hat. Die Nachspielzeit war wie jede typische Nachspielzeit. Der Club hat irgendwie alles noch versucht, die Bälle nach vorne zu tragen. Und wir haben versucht die Zeit von der Uhr zu bringen.
Frank: Ich war fassungslos und total paralysiert vor dem Fernseher gestanden. Habe nicht mehr an ein Tor vom Club geglaubt. War schon mitten im Kopfkino, was der Abstieg wohl für Auswirkungen haben würde. Dann murmelt Schleusener mit eingesprungenem Stechschritt halb im Fallen den Ball an Keeper Knaller vorbei – und die Kugel trudelt ins lange Eck. Als er im Netz lag hab ich die ganze Nachbarschaft zusammengebrüllt „TOR für den Club!“ Dann Zittern, ob der Schiri das Tor anerkennt. Ich dachte mir: „Wenn das jetzt minutenlang Videobeweis gibt, wird das die schlimmste Entscheidung jemals für einen der beiden Vereine werden.“ Ein frenetischer Jubelschrei, als der Schiri dann zum Anstoßpunkt gezeigt hat.
Beschreibt kurz Eure Gefühlswelt direkt nach dem Abpfiff?
Frank: Mein Sohn und ich haben uns fest umarmt und wir standen da, halb lachend, halb weinend. Der Schlusspfiff in der 97. Minute war dann die Erlösung. Klassenerhalt in letzter Sekunde. Ausgerechnet der Club schafft mal ein entscheidendes Tor kurz vor Schluss. Danach kauerte ich fix und fertig mit der Welt am Boden – durchgeschwitzt und mit hochrotem Kopf. Nur noch erleichtert, dass der Super-GAU vermieden werden konnte und diese Dreckssaison endlich vorbei ist.
Max: Ich saß wie ein Häufchen Elend mit gesenktem Kopf auf der Couch, die Hände im Gesicht. Da war kein Gefühl, nichts. Einfach Leere. Dann habe ich mir eine Halbe aufgeschossen, ein paar Zigaretten geraucht und etwas gekocht. Ich musste irgendwas Produktives machen. Spätabends habe ich dann Frank angerufen und zum Klassenerhalt gratuliert.
Frank: Beim Telefonat haben wir dann auch entschieden, das gemeinsame Interview zu machen.
Nach Abpfiff wurde es auf dem Rasen hochemotional und handgreiflich. Ingolstadts Trainer Oral trat anschließend in der Pressekonferenz verbal nach. Schlechte Gewinner und schlechte Verlierer? Eure Meinung dazu?
Max: Ich verstehe zu 100% die Emotionen, auch die negativen die einen da übermannen. Aber, bei aller Emotion, im Sport muss man vor allem in der Niederlage Größe zeigen. Und da gehört Spieler des Gegners angreifen, die Nachspielzeit gebetsmühlenartig kritisieren usw., einfach nicht dazu. Speziell zu Stefan Kutschke sei gesagt. So jemand ist das Amt des Spielführers nicht würdig. Da haben zwei bis drei Personen für eine richtig schlechte Außendarstellung gesorgt und das finde ich furchtbar.
Frank: Ich fand die Szenen zwar nicht gut, kann sie aber vollkommen verstehen. Wenn man sich überlegt, welche Gefühlswelt beide Teams auf dem Rasen in wenigen Minuten durchlebt haben, dann sind solche extremen Reaktionen nicht auszuschließen. Das eine Team war schon fast tot und krabbelte doch noch aus dem Sarg, während sich das andere schon im Himmel wähnte und binnen Sekunden in die Hölle abstürzte. Mehr Drama auf einem Fußballplatz in den letzten Sekunden der Nachspielzeit geht eigentlich nicht.
Wenn Ihr beide Relegationsspiele betrachtet: Ist der Club der verdiente Sieger?
Max: Ist es verdient, wenn der große Club in der Nachspielzeit dem Gegner noch einen reineiert? Ich weiß es nicht. Das kann ich nicht eindeutig beantworten. Im Hinspiel hätte der Club die Relegation zumachen müssen. Da sind wir mit zwei blauen Augen, geprellten Jochbein und angehauenen Knien noch gut davongekommen. Im Rückspiel hattet ihr am Ende, mehr Glück als Verstand. Ich habe vor der Relegation gesagt, wenn wir gewinnen wird es verdient gewesen sein. Wenn wir es nicht packen, hat es nicht gereicht. Zu diesem Wort stehe ich. Grundsätzlich sei noch gesagt. Auf eine Relegation mit dem Club, hatte ich nie Bock. Dazu ist die Verbindung zu groß. Wenn jemand vor der Saison gesagt hätte, dass das Relegationsspiel wird, hätte sowieso jeder einem den Vogel gezeigt. Außer vielleicht die Fürther.
Frank: Betrachtet man beide Spiele, war es schon verdient: Der Club hatte ein deutliches Chancenplus, dazu noch zwei Aluminiumtreffer und zwei hauchdünne Abseitstore. Normalerweise muss das Hinspiel 4:0 ausgehen, dann ist der Drops fast schon gelutscht. Insgesamt hat Ingolstadt eine prima zweite Halbzeit gespielt und innerhalb von zwölf Minuten drei Tore aus Standards erzielt. Wenn das gereicht hätte, hätte der Club die Fehler für das Scheitern alleine bei sich suchen müssen. Dass dann am Ende so eine Dramatik reinkam, hätte jeder gerne vermieden. Ein 0:0 im Rückspiel hätte es auch getan und unsere Nerven geschont.
Wie sehr hat es Euch geschmerzt, dass die Relegation wegen Corona als Geisterspiele ausgetragen werden mussten?
Frank: Das war total surreal. Ich hätte die Mannschaft gerne unterstützt und ein volles Haus mit 50.000 Zuschauern wäre ein würdiger Rahmen gewesen. Da es eines der besten Saisonspiele vom FCN war, wäre die Stimmung im Achteck überragend gewesen. So musst du ausgesperrt vorm Fernseher sitzen und fühlst dich noch machtloser als sonst. Einfach ätzend!
Max: Generell nehmen fehlende Zuschauer aus jedem Spiel sämtliche Spannung und Dynamik. Selbst wenn man die Spiele nur am Fernseher schaut, fehlen einfach die Fans im Stadion. Bei der Relegation 2019 herrschte zur Halbzeit im Rückspiel (Spielstand 1:3 für Wiesbaden), Stille. Auch das ist ein Element. Über 10.000 Menschen die schweigen vor Fassungslosigkeit. Fußball ohne Zuschauer ist einfach nicht Fußball. Diese Anspannung vor dem Spiel, dieses Gewusel, der Lärm, die Emotion, die immer größere werdende Anspannung vor dem Spiel. Das alles fehlt einfach.
Sollte die Relegation prinzipiell beibehalten werden? Was sollte man am Modus ändern?
Max: Eigentlich müsste ich jetzt sagen, die Relegation muss abgeschafft werden. Aber ich bin ein Freund der Relegation. Ihr wärt jetzt abgestiegen, wir wären durch gewesen. Einen beißen immer die Hunde. Aber ich finde den Modus gut. Wenn es nach dem Trend gegangen wäre, hätten wir uns als Drittligist durchgesetzt. Auch an der Auswärtstorregel sollte nicht gerüttelt werden. Sie ist seit Jahrzehnten Teil des Fußballs. Jeder Fan, Trainer und Spieler weiß, was in KO-Spielen auf einen zukommt. Und die Rechenspielchen kennt auch jeder. Danach darf sich keiner beschweren. Und wenn ein Klub nach zwei Remis, die Klasse hält, mei dann ist das halt so. Union Berlin ist mit zwei Remis aufgestiegen. Da hat auch keiner geschrien. Interessanterweise rufen immer die gleichen nach der Abschaffung. Und vor allem dann, wenn es verdammt knapp war. Der Club ist, muss man ehrlicherweise sagen, oftmals Nutznießer der Relegationsspiele gewesen. Ihr habt zwei Abstiege abgewendet und seid einmal aufgestiegen. Die Bilanz lässt sich sehen.
Frank: Da muss ich Max zustimmen. Der Modus ist so wie er ist und das weiß jeder. Wenn man die Relegation künftig beibehält, sollte auch der Modus so bleiben. Man sollte lediglich darauf achten, dass die Erholungspausen für beide Teams annähernd gleich lang sind und es dadurch zu keiner Wettbewerbsverzerrung kommt. Emotional betrachtet sehe ich die Relegation als sehr zwiespältigen „Höhepunkt“ an, auch wenn der Club von viermal Relegation dreimal seine Ziele noch erreicht hat.
Was wünscht und erhofft ihr Euch für die neue Saison?
Max: Kein Relegationstripple, egal gegen wen es gehen würde. Ich wünsche mir, dass der FCI seine Philosophie mit jungen und erfahrenen Spielern auf dem Platz weiter konsequent fortführt. Wir haben ja keine schlechte Saison gespielt. Vielleicht ist diese Ehrenrunde auch nötig, um mehr Konstanz reinzubringen. Ich hoffe, dass wir eine kampfeslustige, eingeschworene Truppe auf dem Platz bringen. Wenn sie noch ein bisschen gut Fußball spielen kann, bin ich sehr zufrieden. Natürlich wollen wir aufsteigen. Und ich hoffe, dass diese bittere Pleite im Rückspiel jetzt dafür sorgt, dass sich jeder dem Ziel Aufstieg unterordnet und wir alles daransetzen, wieder in die 2. Bundesliga zurückzukehren. Und gegen ein Heimspiel im DFB-Pokal gegen den 1. FC Nürnberg hätte ich nichts einzuwenden. Dieses Mal schießen wir aber in der Nachspielzeit den „Siegtreffer.“
Dem Club wünsche ich das Beste. Ordnet euch in der sportlichen Führung neu, stellt euch gut auf und habt Geduld mit dem Aufstieg in die Bundesliga. Ihr seid dem Borndlkramer in der letzten Sekunde von der Schippe gesprungen. Da sollte nichts überstürzt werden.
Frank: Ich glaube zwar, dass die Schanzer nächstes Jahr den Aufstieg packen können, aber nicht, dass wir uns im DFB-Pokal treffen. Beide Vereine sind jetzt im Lostopf der Amateure und werden trotz Heimspiel wohl die 1. Runde nicht überstehen (lacht).
Zunächst müssen so schnell wie möglich ein neuer Sportvorstand und Trainer gefunden werden, damit in dieser wertvollen Phase der Vorbereitung keine Zeit vergeudet wird. Ansonsten hoffe ich, dass der Club die überstandene Relegation ohne Triumphgetöse, sondern mit Demut analysiert und aus diesem knapp gelungenen Klassenerhalt Mut und Zuversicht schöpfen kann. Nur wenn qualitativ gute Einzelspieler endlich wieder ein Team werden, kann sich auch wieder Erfolg einstellen. Von der 1. Liga sollte bitte keiner träumen, denn dort gehören wir mit den gezeigten Leistungen erstmal nicht hin! Hauptsache es wird nicht noch so eine Katastrophensaison und wir können bald wieder im Stadion live dabei sein. Denn ich grusele mich vor noch mehr Geisterspielen!
Danke für das Interview.
Euch allen eine erholsame Sommerpause und bleibt gesund.
Auch einen Tag nachdem Relegationshinspiel bleibt man ratlos und vor allem frustiert zurück. Der FC Ingolstadt hat gestern im Max-Morlock-Stadion mit 2:0 gegen den 1. FC Nürnberg verloren und alles vermissen lassen. Kampfgeist, Wille, eine spielerische Idee und auch kein aufbäumen. Für den Club der über die Schanzer hinwegrannte wie eine Büffelherde hatte leichtes Spiel. Der FCI kann von Glück reden, dass das Ergebnis nicht höher ausfiel. Das 2:0 ist schmeichelhaft. Auch angesichts dessen, dass die Schanzer keinen einzigen gefährlichen Torschuss abgaben.
Bereits beim Aufwärmen zeigten die Nürnberg-Spieler, was den Schanzern bevorsteht: Kampf und Wille. Mit lauten Schreien nahmen die Nürnberger ihre Aufwärm-Einheit auf. In den ersten 20 Minuten überrannte der Club den FCI, der aber danach nie dem Spiel seinen Stempel aufdrücken konnte. Die Angriffe waren teilweise amateurhaft gespielt. Lange Bälle, Bälle auf Stürmer die mit dem Rücken zum Tor stehen und dann auch noch halbhoch gespielt. Ecken die im Nichts landeten. Und Marcel Gaus trat einen Freistoß, den ein Nürnberg-Verteidiger locker lässig weggköpfte.
Doch vor allem die Rolle des Trainers Tomas Oral ist zweifelhaft. Der Trainer der sich während der 90 Minuten passiv und teilweise regungslos an der Außenlinie zeigte, vercoachte sich. Die Mannschaft wirkte nicht heiß, hatte keinen alternativen Matchplan, wenn sie überhaupt einen Plan A hatte. Und Oral verzichtete bis zur 85. Minute auf einen zweiten Wechsel! Nach 30 Minuten musste nahm er Ananou für Beister ins Spiel. Beister zog sich eine Zerrung zu und konnte nicht weitermachen. Ananou ist eigentlich ein Außenverteidiger. Er war bemüht, aber wurde eben auf der falschen Position eingesetzt. Wolfram und den technisch visierten Bilbija ließ er auf der Bank. Erst in den letzten fünf Minuten wechselte er nochmal. Viel zu spät um der Mannschaft nochmal neue Impulse zu geben. Oral hätte zur Halbzeit bereits mehr ins Risiko gehen müssen. Zumal ein Auswärtstor für das Rückspiel eine weit bessere Ausgangslage geschaffen hätte. Wehen-Wiesbaden schöpfte bei der Relegation 2019 durch das späte 2:1 im Hinspiel die große Hoffnung für das Rückspiel. Das Ende ist bekannt.
Oral schickte vor dem Spiel verbale Spritzen, Richtung Wiesinger. Wiesinger hatte jedenfalls nachdem Spiel gut lachen.
Bereits im Vorfeld lieferte sich Oral eine verbale Auseinandersetzung mit Club Interimscoach Wiesinger. Wiesinger wählte bei seiner Vorstellungspressekonferenz markige Worte um auf die Brisanz der Relegationsspiele aufmerksam zu machen. Das letzte Hemd geben, für den Club sterben. Eine Wortwahl die dem sonst ruhigen und analyisierenden Coach eher nicht nachgesagt werden. Das nahm Oral zum Anlass, ihn zu kritisieren. Die Aussagen seien nicht authentisch, Wiesinger müsse das ja fast sagen. Wiesinger gab zwar zu, dass man in solchen Situationen auch mal emotional sein muss. Aber was kümmert Oral das eigentlich? Der Coach hat da mal wieder den Mund wieder zu voll genommen. Doch wie oben beschrieben. Bereits beim Aufwärmprogramm zeigte sich, das Michael Wiesinger mit Co-Trainer Marek Mintal es wohl geschafft haben, einen Mannschaftsspirit und Kampfgeist zu entfachen.
Die späten Wechsel begründete Oral übrigens damit, dass er einfach keinen Bedarf sah, etwas zu ändern. Die zweite Halbzeit gefiel ihm also. Oral sonst der Antreiber, das HB-Männchen an der Außenlinie, verfolgte das Geschehen größtenteils regungslos. Im wichtigsten Spiel der Saison ist Oral also kein Antreiber von der Seitenlinie aus. Er war scheinbar vor dem Spiel auch nicht in der Lage, die Mannschaft richtig heiß zu machen aufs Spiel. Denn nachdem Sturmlauf der Nürnberger und des Nürnbergers hatte man nicht das Gefühl, dass die Mannschaft will und kämpferisch irgendwie wieder ins Spiel zurückfinden möchte.
Zwar konnte der FCI, die Offensivbemühungen des FCN eindampfen. Was aber vor allem daran lag, dass der FCN sich zurücknahm und auf Konter umschaltete. Offensivaktionen gelangen dem FCI keine. In keiner Phase des Spiels hatte man das Gefühl, das Spiel kippt, Richtung Schanzer.
Für das Rückspiel am Samstag hat der FCI dann eine schwere Ausgangslage. Mit einer Hypothek von zwei Toren muss der FCI versuchen früh in Führung gehen um das Spiel offen zu halten. Gleichzeitig dürfen die Schanzer aber auch kein Tor kassieren, sonst ist die Wende kaum noch machbar. Für den Aufstieg braucht es ein 3:0, für eine Verlängerung ein 2:0. Wie der Club agieren wird, ist schwierig zu erahnen. Entweder der FCN stellt sich hinten rein und lässt den FCI kommen oder sie versuchen früh dem FCI den Zahn zu ziehen.
Es bleibt also spannend für das Rückspiel. Aber die Schanzer brauchen eine maximale Leistungssteigerung, damit überhaupt noch irgendwas möglich ist. Sollte das Vorhaben, Aufstieg scheitern könnte es zugleich das letzte Spiel von Tomas Oral beim FCI sein. Tomas Oral der zur Schlacht aufgerufen hat, hat sich am Dienstag-Abend selbst geschlagen.